Die Frühgeschichte Zitterpenningshagens


 

Frühgeschichtliches

 

Nachdem vor ca. 12 000 Jahren das Eis der Gletscher der letzten Eiszeit dahinschmolz, breitenen sich in der nun wärmer werdenden Region wieder Flora und Fauna aus. Das schuf die Grundlage für eine menschliche Besiedelung. Und tatsächlich begann der Mensch schon bald gen Norden vorzudringen. Die Bootsfunde bei Tiefbauarbeiten in Stralsund im Jahre 2002 wurden auf ein Alter von ca. 7000 Jahren geschätzt, also sind es steinzeitliche Relikte.

Die ersten Nachweise menschlicher Anwesenheit durch germanische Stämme (Rugier?) in und um Zitterpenningshagen sind ebenfalls steinzeitliche Relikte in Form von Werkzeugen aus Flint und groben Keramikscherben.

Bronzezeitliche Nachweise gibt es durch archäologische Grabungen im Vorfeld des Kiesabbaus zwischen Zitterpenningshagen und Voigdehagen in Form einer Siedlung. Es wurden mehr als 60 Pfostenstandspuren, 25 Feuerstellen und einige Siedlungsgruben gefunden. Ferner wurden Keramik und Fragmente verziegelten Lehms geborgen.

Auf dem „Weißen Berg“ bei Zitterpenningshagen wurden durch Archäologen vier Brandbestattungen der Römischen Kaiserzeit freigelegt. Unter anderem wurde das Fragment eines mit Kreisaugen verzierten älterkaiserzeitlichen Kammes, ein verzierter Sandsteinspinnwirtel, zerschmolzene Glasperlen, ein fragmentierter Dreilagenkamm aus Geweih, eine bronzene Riemenzunge, ein bronzener Gürtelbeschlag, zwei Bronzenadeln und eine alt beschädigte Amulettdose (Bulla) aus dünnem Bronzeblech gefunden.

Südlich des benachbarten Teschenhagens befindet sich ein bronzezeitliches Hügelgrab, eines von ehemals sieben. Westlich davon wird ein weiträumiger bronzezeitlicher Siedlungsplatz vermutet.

All das liegt im Dunkel der Vorzeit ohne nennenswerte schriftliche Überlieferungen. Die Germanen und Slawen kannten keine Schriftsprache.

Wir wissen aber, dass die hier zunächst ansässigen Germanen zum Stamm der Rugier gehörten. Vermutlich schon vor Beginn der großen Völkerwanderung kam es durch Verschlechterung der klimatischen Bedingungen und durch Überbevölkerung zu einer Abwanderung der im Norden ansässigen germanischen Stämme in südwestlicher Richtung, z.B. in die Stammesgebiete der Kelten. In die nun frei gewordenen geografischen Räume rückten slawische Stämme aus südöstlicher Richtung, z.b. aus den Gebieten des heutigen Weissrusslands und der Ukraine ein. Diese Einwaderung begann ca. im 7.Jahrhundert. Die Slawen bevorzugten Siedlungsplätze, die größtmöglichen Schutz boten, z.B. in der Umgebung von Sümpfen, von stehenden und fließenden Gewässern. Hier errichteten sie eine Vielzahl von unterschiedlich großen Burganlagen. Diese waren meist gekennzeichnet von aufgeworfenen Erdwällen mit hölzernen Palisadenbefestigungen.

Bei dem in den Raum Rügen und dem angrenzenden Festland einwandernden Slawen handelte es sich um den Stamm der Ranen. Die Ranen waren Ackerbauern,Viehzüchter, Fischer und Handwerker. Sie trieben im gesamten Ostseeraum Handel. Höchstwahrscheinlich vermischten sie sich mit der verbliebenen germanischen Restbevölkerung. Zu diesem Zeitpunkt war die Gegend von dichten Urwäldern und sumpfigen Niederungen dominiert.

Mehr Kenntnisse über die geschichtlichen Abläufe ergeben sich durch schriftliche Überlieferungen erst ab ca. dem 12.Jahrhundert.

 

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Beginn der deutschen Besiedlung

 

Rügen und Teile des nördlich angrenzenden Festlandes gehörten zum Fürstentum Rügen, welches unter den slawischen Fürsten Kruto bis Witzlaw III. bis 1325 bestand.Das Fürstentum Rügen wurde 1168 durch die Dänen erobert und christianisiert. Um ca. 1200 rief der Rügenfürst Witzlaw I. deutsche Siedler aus Niedersachsen, Westfalen, Holstein, Friesland, Holland und Flamen ins Land. Viele Kleinadlige erhielten Ländereien als Lehen.

Der Rügenfürst förderte die Gründung der Stadt Stralsund, deren erste Bauwerke ca.1209 errichtet wurden. Das mißfiel den Pommerschen Herzögen und so zogen sie 1212 gegen die Stadt und vernichteten sie fast vollständig. Nach ihrem Abzug verwüsteten bzw. plünderten sie auch Zitterpenningshagen (10). So ist anzunehmen, dass Zitterpenningshagen wahrscheinlich zur gleichen Zeit wie Stralsund durch deutsche Siedler ca. 1209 errichtet wurde. Die Siedler mussten zunächst den Wald im Gebiet Zitterpenningshagens roden und die gewonnene freie Fläche einzäunen. Daher entstand sicher der Ortsnamensteil „Hagen“. Die Fläche war günstig gelegen. Sie wurde vom Bachlauf der Zitterbäk gequert und war von vielen Mooren umgeben. Das konnte ausreichenden Schutz bieten. Die erste nachweisliche Schutzbefestigung liegt in einer versumpften Niederung direkt an der Zitterbäk. Heute befinden sich hier zwei kreisrunde bzw. ovale Hügel, die durch einen tiefen Graben getrennt sind. Vermutlich handelt es sich um eine Turmhügelanlage mit Vorburg. Sie könnte in etwa so ausgesehen haben:

Höchstwahrscheinlich diente die Anlage den Rittern namens Zitterpenning zu persönlichem Schutz und zur Repräsentation. Die bauliche Ausführung der Wohntürme innerhalb derartigen Anlagen reichte vom bescheidenen Holzbau über den Fachwerkbau bis hin zum kompletten Steinbau. Mit dem Aufkommen der Feuerwaffen verloren dies kleinen Wehranlagen an Bedeutung und wurden meist aufgegeben.

Der erste Teil des Ortsnamens weist auf den Gründer des Ortes hin, also auf Zitterpenning. Er stammte aus einem Rittergeschlecht und war womöglich vom Rügenfürsten mit dem umliegenden Land belehnt worden. Die Herkunft des Rittergeschlechts konnte bis heute nicht nachgewiesen werden.

Aus der frühen Zeit Zitterpenningshagens wissen wir wenig. Erst mit der vermutlich dritten Generation des Rittergeschlechtes nach Gründung des Ortes gibt es vermehrt Quellen, die nun die Ortsgeschichte lebendig werden lassen.

 

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